Wir sind auf dem Weg in den Pantanal – genauer gesagt nach Porto Jofre. Ein kleines Dörfchen mitten im brasilianischen Feuchtgebiet, dass nur über eine 150 Kilometer lange Schotterpiste erreichbar ist. Diese Piste ist auch bekannt als die Transpantaneira. Passierbar ist sie nur in der Trockenzeit und führt über dutzende nicht so vertrauenserweckende Brücken. So zumindest die Erzählungen… Im Pantanal hoffen wir vor allem auf Anaconda’s und Jaguare zu treffen.
Bevor wir die Transpantaneira starten, füllen wir im letzten grösseren Ort nochmals unsere Wasser-, Diesel- und Essensvorräte auf. Sobald die geteerte Strasse endet, lassen wir erstmal ordentlich Luft aus den Reifen. Ab jetzt wird’s holprig. Die anfänglichen Kilometer sind aufgrund des stark ausgeprägten Waschbretts einfach nur nervig und anstrengend. Danach wird’s etwas besser und immer wieder entdecken wir links und rechts bereits die ersten Kaimane, die nur wenige Meter von der Strasse entfernt in der Sonne liegen. Wir beschliessen die Strecke bis nach Porto Jofre in zwei Tagen zu fahren und heute irgendwo mitten auf der Transpantaneira zu übernachten.
Gegen 3 Uhr Nachmittags finden wir einen schönen Platz am Fluss, der mit einigen Bäumen Schatten spendet. Der Schatten ist auch dringend nötig, denn in der Sonne ist es brütend heiss. Wir hängen die Hängematte in die Bäume und chillen. Wir sind uns noch nicht so ganz an die Hitze gewöhnt und es ist wirklich kaum auszuhalten. Wir füllen ein Becken mit Wasser aus dem etwas kühlen Fluss und stellen die Füsse ins Wasser oder spritzen uns regelmässig nass. Man ist auch einfach in einer Minute wieder trocken. Im Fluss baden können wir leider nicht, da es dort wahrscheinlich von Kaimanen oder sonstigen Tieren wimmelt. Wir sind wirklich froh als gegen 7 Uhr endlich die Sonne untergeht, aber auch bis 10 Uhr abends hat es kaum abgekühlt.

Wir stehen am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang auf und packen rasch zusammen in der Hoffnung noch ein paar Tiere zu entdecken. In der Stunde bevor die Sonne am Himmel steht, ist es endlich etwas kühler. Doch nur kurz, kaum steigt die Sonne auf, kehrt die Hitze zurück. Das frühe Aufstehen hat sich aber gelohnt, ein paar Minuten unterwegs rennt ein paar Meter vor uns ein junger Jaguar ins Gebüsch. Wir freuen uns extrem schon unseren ersten Jaguar gesehen zu haben, auch wenn nur kurz. Abgesehen vom Jaguar sehen wir viele Vögel, Capibaras und Kaimane.



Gegen Mittag erreichen wir Porto Jofre und richten uns erst mal auf einem Campingplatz mit Blick auf den Fluss ein. Überall wachsen Mangobäume – wie schade, dass noch keine Saison ist. Übrigens war die Transpantaneira zwar echt schön zum Fahren, aber leider nicht annähernd so abenteuerlich wie wir gehofft haben. Mittlerweile sind die meisten Brücken repariert oder verstärkt worden, da diese Strecke ja auch touristisch interessant ist und sie auch von Minivans befahren wird… Direkt hinter Rosie in der Palme entdecken wir einen wunderschönen dunkelblauen Ara, der sich an den Früchten der Palme bedient. Für Vanessa sind die Ara’s längst zu ihren Lieblingsvögeln geworden. Bisher hatten wir erst den roten und den hellblau/gelben Ara gesehen. Der Ara wird übrigens zu unserem Haus-Ara, der täglich vorbei schaut 😉



Hier in Porto Jofre ist wirklich nicht wahnsinnig viel los und wir chillen den restlichen Nachmittag im Schatten und planen den nächsten Tag. Das einzige (und wofür wir auch hier sind) was man hier machen kann, sind Bootstouren, da es hier ansonsten keine Strassen gibt. Wir buchen also eine Safari auf dem Wasser für den nächsten Tag. Die Touren hier sind unglaublich teuer, was wir zwar wussten, uns aber trotzdem schockiert. Für eine ganztägige Bootstour bezahlen wir umgerechnet 160 Franken. Dies ist zwar eine private Tour, die man theoretisch mit mehreren Leuten teilen könnte, aber leider sind gerade keine anderen Overlander hier und wir wollen nicht noch einen ganzen Tag nur rumsitzen, da es dafür einfach zu heiss ist.
Am nächsten Morgen geht es um 7 Uhr los. Mit viel Wasser und Sonnencreme ausgestattet, steigen wir aufgeregt ins Böötchen und begrüssen unseren Guide. Wir haben noch ein paar Franken gespart und daher hat unser Boot leider kein Sonnendach. Hoffen wir mal, dass das gut geht… Nach den ersten fünf Minuten zeigt uns unser Guide bereits eine etwa 2m lange Anaconda, die sich am Flussufer zusammen gerollt hat. Dieses Tier stand vor allem auf Dario’s Wunschliste. Sehr cool, dass wir die Anaconda schon entdeckt haben. Leider kann man die Grösse aber nur erahnen.

Danach fahren wir für etwa 30 Minuten flussaufwärts, wo das Naturschutzgebiet beginnt. Hier soll es die grösste Jaguar-Dichte der Welt geben – wir sind gespannt. Gleich am Anfang hören wir etwas über den Funk, der unser Guide mit sich trägt und er gibt Vollgas. Da muss wohl irgendwo ein Jaguar gesichtet worden sein. Nur einige Minuten später sehen wir etwa zehn weitere Boote und alle Touris angestrengt in den Busch schauen. Und plötzlich steht er da – der erste Jaguar. Wirklich beeindruckend dieses majestätische Tier aus der Nähe zu sehen. Leider war Dario mit dem Autofokus der Kamera beschäftigt und konnte nur noch den Popo des Jaguars fotografieren. Bis er dann die Kamera weggelegt hat, ist er auch schon wieder im Busch verschwunden. Dario’s Plan war eigentlich EIN gutes Foto zu schiessen und dann den Rest des Tages zu geniessen. Leider ging der Plan nicht ganz auf, da wir an diesem Tag nur noch sehr kurze Jaguar-Sichtungen hatten.


Den Rest vom Tag fahren wir Fluss auf und ab, kreuz und quer durch irgendwelche Nebenläufer des Hauptflusses in der brüüüütenden Hitze des Pantanals. Man muss sich diese Jaguare wirklich verdienen. Als wir gerade durch einen schmalen Nebenläufer des Flusses cruisen, springt plötzlich nur wenige Meter entfernt ein Jaguar, der gerade schwimmen war, vom Wasser ans Ufer und verschwindet so gleich in der Böschung. Der Moment war so kurz, dass Vanessa, die in diesem Moment in eine andere Richtung geschaut hat, den Jaguar nicht mehr gesehen hat. Am Mittag steigen wir kurz an einem Ufer aus dem Boot und stellen uns für ein paar Minuten in den Schatten.
Wir sehen ausserdem noch hunderte Kaimane, verschiedene Vögel, Capibaras, Otter und sogar Fische springen freiwillig in unser Boot auf der Flucht vor grösseren Fischen im Wasser. Die Otter sehen übrigens nur auf den ersten Blick herzig aus. Die sind richtige Raubtiere mit Krallen und messerscharfen Zähnen, wie wir aus nächster Nähe beobachten können während sie Fische verschlingen. Ein weiteres Highlight war ein Tapir, den wir am späteren Nachmittag am Flussufer entdecken. Ein Tier, das wir noch nie zuvor gesehen haben. Der Tapir ist grösser als erwartet und irgendwie süss mit dem speziell geformten Kopf.





Kurz vor Sonnenuntergang wird per Funk nochmals eine Jaguar Sichtung gemeldet. Zwei Jaguare liegen faul im Schatten der Bäume und wir sehen nur immer wieder ein Schwanzwedeln und das schöne Fell zwischen den Blättern. Wir können es ihnen nicht übel nehmen, denn wir würden es ihnen gleich tun. Die Hitze ist wirklich brutal und wir spüren die vielen Stunden Sonne und sind ganz schön froh als wir nach etwa 7 Stunden wieder aus diesem Boot aussteigen können. Das war ein schöner aber auch anstrengender Tag. Wir sind glücklich, dass wir die Jaguare gesehen haben, aber auch etwas enttäuscht, da es immer nur sehr kurz war oder nicht komplett. Wir haben von anderen Leuten gehört, welche die Tiere bis zu einer Stunde beobachten konnten…
Die Nächte bei wahrscheinlich immer noch 30 Grad sind weder schön noch sonst irgendwie ein Erlebnis, das man machen muss. In diesen Momenten wünschen wir uns ein Hotelzimmer mit AC. Immerhin haben wir noch einen kleinen Ventilator 🙂
Am selben Abend kommt noch ein Paar aus der USA an, welches ebenfalls eine Bootstour machen will. Wir entschliessen uns kurzfristig mit ihnen nochmals für einen halben Tag mitzugehen in der Hoffnung vielleicht noch mehr Jaguare zu sehen. Leider ist das Glück nicht auf unserer Seite und wir sehen gar keine Jaguare mehr. Am späteren Nachmittag beschliessen wir die Fahrt zurück über die Transpantaneira anzutreten, da wir nicht noch eine Nacht in dieser Hitze verbringen wollen. Zudem ist der Campingplatz am Fluss zwar sehr gemütlich, aber die sanitären Anlagen sind schrecklich und der Preis dafür nicht gerechtfertigt. Wir fahren so gegen 16 Uhr los, da während der Dämmerung meistens mehr Tiere unterwegs sind als mitten am Tag. Tatsächlich sehen wir unterwegs noch einige Tiere – Capibaras, Nasenbären, so etwas wie ein Fuchs oder Hyäne, ein Tapir.
Wir fahren noch ein paar Kilometer weiter bis nach Cuiaba, wo wir einen schönen Campingplatz für die Nacht finden. Wir brauchen dringend wieder mal eine richtige Dusche, die wenigstens für ein paar Minuten abkühlt 🙂
Übrigens war unser ursprünglicher Plan in Porto Jofre mitsamt Rosie mit einem Transportschiff flussabwärts nach Corumba zu schippern. Einige Reisende, die wir getroffen haben, hatten uns davon erzählt und es klang richtig cool. Die Schiffe bringen Nahrungsmittel oder Diesel zu den umliegenden Estancias, die kaum über Strassen zu erreichen sind. Endpunkt ist dann Porto Jofre. Manchmal haben sie dann noch Platz für zwei oder drei Fahrzeuge. Die Reise soll flussaufwärts etwa drei Tage dauern und man kann an Bord campen und wird sogar mit Essen versorgt. Flussabwärts (die Richtung, die wir wollten) dauert logischerweise nur ein bis zwei Tage. Dafür verlangten sie jedoch denselben Preis von uns (500 US Dollar). Erstens war uns dies viel zu teuer und zweitens hat auch das Ablegedatum für uns nicht gepasst – wir hätten noch 5 weitere Tage in Porto Jofre warten müssen. Und ob das Schiff dann auch wirklich am vereinbarten Datum fährt, weiss man hier ja auch nie…

Daher haben wir uns entschieden den “Umweg” von 1’200 Kilometern über Land in Kauf zu nehmen. Ob sich dies als eine gute Entscheidung herausstellt, erzählen wir im nächsten Blog 🙂


Hallo zusammen, ganz schön abenteuerlich, eine Reise wert, all die Tiere zusehen, noch viel Spass, liebe Grüsse von zu Hause.