Von hübschen Städtchen, durch den Canyon, in die Anden

Nach über einem Jahr unterwegs wird es langsam schwieriger den Blog noch aktuell zu halten. Wir haben heute bereits die Grenze nach Peru überquert und unser Blog ist noch irgendwo in Kolumbien stecken geblieben. Dennoch versuchen wir die Ereignisse der letzten ca. 2 Monate zusammenzufassen. Wenn wir irgendwann wieder zu hause sind, freuen wir uns bestimmt darüber diese Moment noch eimal ‘erleben’ zu können.

Vor 2.5 Monaten:

Wir sind abends im Dunkeln an unserem Schlafplatz am Chicamocha Canyon angekommen. Die Aussicht am nächsten Morgen enttäuscht definitiv nicht und wir frühstücken erstmal gemütlich. Danach packen wir mal unsere neuen Tarps aus und überlegen uns, wie wir den Regenschutz für unser Dachzelt basteln wollen. Wir breiten den Stoff auf dem sandigen Boden aus (geht halt nicht anders) und schneiden uns die Stücke zurecht. Es kostet uns schon einige Nerven bis wir alles mal soweit haben. Naja, unterwegs muss man halt mit dem arbeiten was man hat 🙂 Nun brauchen wir noch jemanden, der uns die Stücke zusammennäht und eine schöne Naht macht…

Heute wollen wir jedoch runter ins Tal fahren und das kleine Örtchen Cepita erkunden. Das Dorf unten im Canyon besteht aus nur etwa 5 Quadras. Wir fragen herum, ob es hier jemanden gibt, der nähen kann und werden sogar tatsächlich fündig. ‘La profesora’, wie sie hier genannt wird, hat eine Nähmaschine und erklärt sich freundlicherweise bereit uns zu helfen. Wir verstehen uns auf Anhieb sehr gut mit ihr und stecken und nähen die Teile gemeinsam zusammen. Nach ein paar Stunden verabschieden wir uns von ihr und suchen einen Platz für die Nacht. In diesem Canyon finden wir auch wiedermal einen gemütlichen wilden Campingspot an einer sehr wenig befahrenen Kiesstrasse bei einer “Maria-Statue”. Wir geniessen einen gemütlichen Abend und montieren das erste Mal provisorisch unser neues Tarp, welches nicht schlecht geworden ist unter den Umständen. Am nächsten Morgen spazieren wir noch kurz auf einen Hügel, wo man das ganze Tal im Überblick hat und fahren danach bei der “Profesora” vorbei und verabschieden/bedanken uns.

Das nächste Ziel ist wiederum oben am Chicamocha Canyon, wo Vanessa noch einen Gleitschirmflug machen möchte. Wir erreichen den Flugplatz am Mittag und können direkt mit dem Anbieter sprechen. Leider sind die Bedingungen gerade nicht ideal, darum entscheiden wir uns noch einen Tag abzuwarten. Stattdessen machen wir eine richtige Touri-Attraktion in der Nähe. Es gibt eine Gondel, welche einmal ins Tal runter geht und auf der anderen Seite wieder hoch – dies für stolze 15 Franken pro Person. Jedoch wäre das ganze viel zu langweilig, daher backen wir zuerst noch ein Brot und nehmen frischen Käse, Oliven etc. und eine Flasche Wein mit in die Gondel. So lässt sich’s leben 🙂

Wir dürfen bei dem Gleitschirmanbieter auf dem Parkplatz übernachten und sind somit am nächsten Morgen direkt vor Ort. Fun-Fact: das ist genau der gleiche Ort, an dem Dario vor 8 Jahren schon mal Gleitschirm geflogen ist. Seine Erfahrung war nicht so toll – er hat fast gekotzt. Daher verzichtet er auf den ganzen Trubel. Zum Glück sind heute die Bedingungen viel besser und Vanessa kann ihren Flug antreten. Sie ist begeistert, frei wie ein Vogel und nur mit der warmen Luft als Auftrieb durch die Gegend zu gleiten. Dazu die Aussicht über den Canyon und die umliegenden Berge – spektakulär! Dario, der beste Freund, macht natürlich wunderbare Fotos von ihr in der Luft.

Am selben Tag fahren wir noch nach Barichara, ein wunderschönes Kolonialstädtchen auf etwa 1300 Meter Höhe, was ein wunderbares Klima versprechen soll. Barichara ist ein hübsches Städtchen und wir lernen ein sympathisches französisches Pärchen kennen. Wer hätte gedacht das Franzosen auch sympathisch sein können 😉 Wir essen in einem kleinen Restaurant an einer Klippe. Hier geht es einfach etwa 500 Meter nach unten und bietet daher eine geniale Aussicht. Zudem geht gerade die Sonne hinter den Bergen unter – perfekt! In dieser Nacht schlafen wir leider nicht so gut, da unser Stellplatz am Rande des ruhigen Dörfchens leider von zwei oder drei jungen Typen genutzt wird, um sich zu betrinken. Als einer sich dann sogar auf unsere Stosstange setzt, reichts Dario und er macht sich bemerkbar. Die Jungs verreisen dann ziemlich schnell. Ich glaube alkoholisierte Partygäste wenn man schlafen will, geht unter die Top 3 der nervigsten Sachen in Lateinamerika…

Am nächsten Morgen unternehmen wir eine Wanderung nach Guane, ein kleines Städtchen etwa 6 Kilometer entfernt. Der Weg dahin ist richtig schön und führt durch Wiesen und Felder auf einem alten Handelsweg. In Guane angekommen setzen wir uns an den ruhigen Plaza und gönnen uns noch eine typische Waffel mit Arequipe (ähnlich wie Caramel) bevor wir wieder den Rückweg antreten. Kurz vor Barichara geht es nochmals steil hinauf und wir sind ganz schön verschwitzt und geschafft. Daher entscheiden wir uns für einen kurzen Besuch im örtlichen Schwimmbad. Leider verabschiedet sich genau dann die Sonne und es ist fast schon kühl. Den Rest des Tages verbringen wir in einem chilligem Kaffee und spazieren noch etwas durch die hübschen Gassen von Barichara.

Am Morgen werden wir von der Polizei geweckt, welche uns sehr freundlich erklärt, dass die Nachbarn es nicht mögen, wenn man hier campt. Schade, wir wären gerne noch eine Nacht hier geblieben, entscheiden uns dann aber ein paar Kilometer weiterzufahren und finden ein Hostel mit schöner Aussicht, wo wir campen dürfen. Auf dem Weg dahin finden wir nach einigem Fragen wieder eine ältere Dame, die uns noch Klettband-Stücke an unser neues Tarp näht. Beim Hostel nähen wir dann noch die Klettband-Gegenstücke an unser Zelt, was richtig beschissen ist. Einer von uns steht aussen und der andere innen und wir stechen die Nadel hin und her. Dario steht aussen unbequem auf einer improvisierten Leiter und Vanessa muss von innen zum schmalen Ende des Bettes liegen zum Nähen. Es war ein richtiger Krampf, aber somit können wir ab jetzt unser Tarp problemlos befestigen und sind jetzt auch regenfest. Juhuu!

Genau an diesem Abend kriegen wir das erste Gewitter ab. Was für ein Glück, dass wir genau heute das Tarp fertiggestellt haben. Das Tarp hat den Test bestanden und wir sind froh können wir (vor allem Dario) jetzt ein bisschen mehr relaxen. Hier in Kolumbien startet nämlich die Regenzeit.

Nun müssen wir uns entscheiden, ob wir weiter nach Süden fahren oder einen Umweg über Cocuy machen. Die Sierra Nevada del Cocuy ist eine Bergkette im Osten mit Berggipfeln bis zu 5300 Meter. Wir entscheiden uns schlussendlich den Umweg über die Sierra Nevada in Kauf zu nehmen. Ohne gross zu überlegen nehmen wir die direkteste Route, die über eiiiinige Berge führt. Wir verbringen den ganzen Tag mit fahren und finden am Abend heraus, dass wir gerade mal 35 Kilometer Luftlinie von unserem gestrigen Spot entfernt sind. Unglaublich!

Die Fahrerei geht am nächsten Morgen direkt weiter und wir verbringen wieder einen Grossteil unseres Tages im Auto. Gegen Mittag finden wir einen kleine Ausfahrt an der Strasse, wo wir erstmal gemütlich etwas essen und mit unseren Eltern telefonieren. Gestärkt fahren wir weiter und bringen noch die letzten Meter sowie Höhenmeter hinter uns. Auf dem Weg entdeckt Vanessa aus dem fahrenden Auto heraus eine riesige Vogelspinne, die gerade über die Strasse spaziert. Fasziniert beobachten wir das Tier mit einem Sicherheitsabstand. Als es schon dunkel wird, erreichen wir das kleine Dorf Guacamaya, wo wir in einer verlassenen Strasse parken. Nicht der Traum-Schlafplatz, aber okay für eine Nacht.

Am nächsten Morgen früh fahren wir zum Dorf Cocuy, der Ausgangspunkt des gleichnamigen Nationalparks. Hier erkunden wir uns mal über mögliche Wanderungen, Permits etc. Leider ist heute Freitag und es steht ein langes Wochenende aufgrund irgendeines Feiertages bevor (was wir nicht wussten…) und daher sind alle Permits fürs Wochenende schon vergeben. Wir müssten also bis zum Dienstag warten, um eine der drei bekannten Wanderungen bis zum ewigen Eis machen zu können. Wir beschliessen erst mal einen Kaffee trinken zu gehen. Hier in Kolumbien gibt es eine Vielfalt an frittiertem Gebäck (süss oder salzig), die man für umgerechnet ca. 1 Franken erhält. Diese passen hervorragend zum Kaffee. Danach flicken wir noch kurzerhand unsere Hupe, die schon seit Ewigkeiten kaputt ist. Wir haben das Ersatzteil zwar schon seit Guatemala dabei aber hatten es bisher nicht geschafft das Lenkrad wegzunehmen um an das Teil zu kommen. Der Mechaniker einer Garage nutzt seine gesamte Kraft und reisst das Lenkrad heraus. Das hätte Dario wahrscheinlich auch geschafft, er war nur zu besorgt etwas kaputt zu machen. Gut, dass die Mechaniker hier das absolut nicht interessiert… Naja, so kommen wir endlich an das Teil heran und wechseln es aus. Das alte Stück war ganz schön abgenutzt (siehe Foto) und hatte so gar keinen Kontakt mehr zur Hupe.

Danach entscheiden wir uns zu einem Camping zu fahren, der auf 4’000 Meter liegt. Hierhin können wir auch ohne ein Permit. Da angekommen erwarten uns bereits vor Sonnenuntergang sehr kalte Temperaturen. Wir entscheiden uns spontan in einer der Hütten zu übernachten. Normalerweise können bis zu 10 Personen in einer Hütte übernachten, wir bekommen aber die ganze Hütte für uns alleine und dies zum Preis von ca. 30 Franken. Unsere romantische Vorstellung abends gemütlich mit einer Flasche Wein am Kamin zu sitzen, platzt dann aber ganz schnell. Das Holz, das wir bekommen haben, ist feucht und brennt somit überhaupt nicht gut. Die ganze Hütte ist voller Rauch und wir sind gezwungen sämtliche Türen und Fenster zu öffnen und die eisige Kälte herein zu lassen. Frustriert spazieren wir zur Hütte rüber, wo das Abendessen serviert wird und hoffen uns wenigstens da aufwärmen zu können. Doch auch hier ist es ziemlich kalt, denn diese Hütte hat nicht mal einen Kamin. Wir lernen einige Kolumbianer aus Bogota kennen, mit denen wir uns noch einige Zeit unterhalten bevor wir uns auf den Weg ins (kalte) Bett machen. Immerhin können wir aus dem Bett die Balkontür öffnen und den Sternenhimmel bestaunen. Leider trüben aber einige Wolken am Himmel die Aussicht. Eng aneinander gekuschelt schlafen wir schlussendlich ein.

Die Nacht war nicht besonders gut, aber die Aussicht am Morgen auf die schneebedeckten Gipfel versüssen das Aufwachen. Früh morgens hat man die beste Aussicht, da sich später meistens wieder Wolken bilden. Wir machen uns ein kurzes Frühstück und geniessen die Wärme des Kaffees im Magen. Kurz darauf packen wir auch schon unsere sieben Sachen und verlassen die Hütte wieder. Vorstellung war leider besser als Realität.

Wir wollen mit Rosie noch etwas weiter bis zum Ende der Strasse, auf 4’100 Meter, fahren. Von da kann man eine Wanderung machen, die auch ohne ein Permit möglich ist. Als wir Rosie starten, verpesten wir mit dem weissen Rauch, der aus dem Auspuff kommt erstmal das ganze Camp. Der Rauch hört und hört nicht auf. Klar, wir sind auf 4’000 Meter Höhe und es war in der Nacht knapp über null Grad, aber trotzdem sollte der Motor langsam mal warm werden. Wir befürchten unsere Vorglühkerzen sind im Arsch und beschliessen dies später noch zu analysieren.

Leider ist das Wetter mittlerweile nicht mehr so toll und es beginnt zu regnen. Wir lassen uns nicht davon abhalten und packen uns warm und regenfest ein. Der Paramo, so nennt man das baumlose, alpine Hochland hier in den Anden, ist wunderschön und für uns noch neu. Es ist das erste Mal, dass wir auf dieser Reise so hoch in den Anden sind. Überall wachsen ‘Frailejones’, eine ganz spezielle Pflanze, die nur hier oben wächst. Sie erinnert uns etwas an eine Mischung zwischen einer Palme und einem Kaktus. Nach etwa einer Stunde führt unser Wanderweg direkt in einen Bach, den es wohl zu überqueren gilt. Leider führt der Bach sehr viel Wasser und wir finden nicht wirklich einen Weg über den Bach. Durch das Wasser zu laufen, fällt auch weg, da es viel zu kalt ist dafür. Da es noch immer regnet, beschliessen wir hier Feierabend zu machen und umzudrehen. Zurück bei Rosie hoffen wir, dass sie wieder anspringt. Dies tut sie, auch wenn wieder mit ganz viel Rauch. Wir beschliessen erst mal ein paar Höhenmeter runter zu fahren, da wir irgendwie gerade keine Lust mehr haben hier zu sein. Es ist kalt, es regnet, wir sind müde und Rosie tut auch nicht so wie sie soll…

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