Endlich wieder unterwegs – kolumbianische Gastfreundschaft

Da wir die nördliche Küste von Kolumbien bereits beim Backpacken vor etwa 5 Jahren erkundet haben, beschliessen wir direkt südlich ins Inland zu fahren. Da uns Jon aber für ein paar Tage begleitet, können wir auch nicht all zu weit weg fahren, da er wieder zurück nach Cartagena muss, um seinen Bus abzuholen. Wir entscheiden uns die Sierra Nevada von Santa Marta anzusteuern. Unser Ziel ist Pueblo Bello, ein kleineres Städtchen das etwas in den Hügeln auf ca. 1’500 Meter liegt. Wir hoffen, dass es dadurch etwas kühler wird als hier an der Küste. Kilometermässig ist es zwar nicht so weit von Cartagena entfernt, aber wir erreichen unser Ziel trotzdem erst bei Sonnenuntergang. Wir finden ein gemütliches Plätzchen ausserhalb an einem kleinen Fluss. Wir sind alle ganz schön geschafft vom Tag und so gehts nach dem Abendessen auch schon früh ins Bett. Jon schläft auf unserem unteren Bett während wir wie immer oben schlafen. Wir freuen uns wieder richtig auf die erste Nacht in Rosie.

Den nächsten Tag starten wir gemütlich und frühstücken in Ruhe. Immer wieder fahren Locals vorbei, winken und halten für ein Schwätzchen. Die Kolumbianer sind ultra freundlich und auch sehr interessiert an uns. Kurz nach Mittag halten vier Typen mit ziemlich guter Laune an. Alle steigen aus und begrüssen uns lauthals. Dabei wird uns auch direkt schon ein Aguardiente in die Hand gedrückt. Ein Nein wird natürlich nicht akzeptiert. Danach werden uns direkt Bier angeboten und nach der dritten Runde Aguardiente lehnen wir dann doch höflich ab. Die Typen sind ganz lustig, aber auch fast ein bisschen ‘too much’. Nach einer Weile ziehen sie dann weiter.

Wir beschliessen am Nachmittag noch zu einem Wasserfall am anderen Ende der Stadt zu fahren, den uns jemand empfohlen hat. Einen Teil kann man noch mit dem Auto zurücklegen bevor man dann zu Fuss weiter muss. Wir wissen nicht genau wie weit man fahren kann und stecken plötzlich inmitten einer Offroadpiste. Ein steiles Stück ist ganz schön ausgewaschen und plötzlich ist das linke Vorderrad in der Luft. Kein schönes Gefühl! Wir schaffen es aber irgendwie wieder aus diesem Stück heraus und entscheiden dann das Auto abzustellen. Irgendwie ist es jetzt aber schon zu spät um noch zum Wasserfall zu laufen und wir kommen wieder mit den Locals ins Gespräch. Der Eine erzählt uns begeistert, dass hier ein Schweizer wohnt und wir beschliessen spontan da vorbei zu schauen. Wie sich dann heraus stellt, ist er aber aus Schweden und nicht aus der Schweiz. Immer das Gleiche mit ‘Suiza’ und ‘Suecia’… Auf jeden Fall lädt uns Wilfredo für den nächsten Tag zum Kaffee ein und meint wir können beim ihm das Auto abstellen, wenn wir zum Wasserfall wandern möchten.

Wir fahren wieder zurück in die Stadt, wo wir beim Supermarkt auf zwei der vorherigen vier Typen treffen. Sie wollen uns unbedingt zu sich einladen und ihr zu Hause zeigen. Diese Einladung können wir nicht ablehnen. Daher kaufen wir noch ein paar Bier (Radler aus Deutschland^^) für alle und fahren zu ihnen. Dort lernen wir noch seinen Nachbar kennen, der vor einigen Jahren auch schon in der Schweiz war. Zudem sind auch einige Indigene dort. Sie nennen sich ‘Aruacos’ und kleiden sich in weisser traditioneller Kleidung. Es ist interessant etwas über diese Leute zu erfahren. Was wir jedoch auch schnell lernen, dass sie ganz schön eine an der Waffel haben. Leider können diese Leute absolut nicht mit Alkohol umgehen und betrinken sich den ganzen Tag. Zudem kauen sie auf ihren Kokablättern, die sie mit noch etwas anreichern, was sie zusätzlich high macht.

Wir verbringen aber einen witzigen Abend mit all den Menschen. Wir spielen eine Runde Billard, trinken Bier und lauschen ihren Geschichten. Der ältere Nachbar scheint ziemlich gebildet zu sein und ist auch schon etwas in der Welt und im Land rumgekommen und hat einige interessante Storys auf Lager. Teilweise ist es zwar schwierig den ganzen Konversationen auf Spanisch zu folgen. Für Jon natürlich ein leichtes, da er Spanier ist. Die Mutter von dem einen zeigt uns noch ihre lokale Kaffeeproduktion, woraufhin wir natürlich je eine Packung Kaffee kaufen. Sie wollen uns am nächsten Tag unbedingt mit ins Dorf der Aruacos nehmen und uns die Kultur zeigen. Um dahin zu gehen, braucht man nämlich ein Permit, da das Land offiziell den Aruacos gehört. Das wäre natürlich sehr interessant! Nach einigen Stunden raucht Dario und mir ganz schön der Kopf. Es war ein sehr intensiver Tag mit vielen Begegnungen und vielen Gesprächen. Wir verabschieden uns also von der Truppe und fahren wieder zurück zu unserem Spot am Fluss.

Etwas hat jedoch diesem ganzen Abend einen faden Beigeschmack gegeben… Als wir gehen wollten, wurde uns noch die letzte Runde Bier, die wir beim Laden seiner Frau getrunken haben, verrechnet. Wir waren alle sehr erstaunt weil es definitiv wie eine Einladung geklungen hat hier noch ein letztes Bier in seinem Zuhause zu trinken. Zudem hatten wir davor unseren kompletten Biervorrat (bestimmt 30 Bier) mit allen geteilt…

Am nächsten Morgen lassen wir erst mal alles Revue passieren und überlegen was wir heute machen sollen. Nachdem wir gestern für das Bier bezahlen mussten, sind wir uns plötzlich auch nicht mehr so sicher, ob sie uns umsonst das Dorf der Aruacos zeigen wollen oder ob sie uns dies dann als Ausflug verrechnen. Der Eine hat Jon nämlich erzählt, dass er dies auch für Touristen macht und was es normalerweise kostet. Wir haben ja kein Problem damit für so etwas zu bezahlen, aber irgendwie war die ganze Art und Weise etwas unschön weil es sich so angefühlt hat, als ob wir als Freunde eingeladen werden…

Daher beschliessen wir erstmal die Wanderung zum Wasserfall zu machen und etwas die Zeit für uns zu geniessen. Wir parken wie abgemacht bei Wilfredo’s Haus und werden direkt auf einen Kaffee eingeladen, wo wir auch seine ganze Familie kennen lernen. Nach einer Tasse Kaffee machen wir uns auf den Weg zum Wasserfall. Die Wanderung soll nur eine knappe Stunde dauern. Wir treffen auf dem Weg niemanden und haben auch den ganzen Fluss für uns. Der Wasserfall an sich ist nicht so spektakulär aber der Fluss hat viele natürliche Pools in denen man herrlich plantschen kann. Wir chillen etwas, kühlen uns ab und geniessen die Ruhe. Zurück bei Wilfredo quatschen wir nochmals etwas mit seiner Familie. Er hilft uns sogar noch etwas für unser Auto zu basteln. Zum Abschied schenkt er uns noch einen Sack voll von ihrem eigenen Kaffee, den sie auf ihrer Finca anbauen (Kommentar von einem Monat später: es war der beste Kaffee, den wir jemals hatten!!! und wir waren sehr traurig als wir vor Kurzem den letzten Rest aufgebraucht haben. Zum Glück ist aktuell Jon nochmals bei ihm zu Besuch und bringt uns hoffentlich nochmals Kaffee mit). Danach verabschieden wir uns von Wilfredo und kehren erneut an unseren alten Platz am Fluss zurück. Die Wanderung war zwar nicht lange aber irgendwie sind wir trotzdem alle ziemlich geschafft und beschliessen einen ruhigen Abend zu dritt zu verbringen.

Für Jon geht es nun wieder zurück nach Cartagena, da sein Bus morgen ankommen soll. Daher bringen wir ihn in die nächste Stadt, von wo aus er mit dem Bus zurückfährt. Die Tage zu dritt waren echt cool und es hat mal wieder super geklappt zu dritt in unserem Auto. Jon fühlt sich in Rosie auch schon zuhause (und möchte gar nie mehr in seinen Bus zurück :P).

Für uns geht es nun in Richtung Süden – nächster Stopp ‘Los Estoraques Nationalpark’. Wir erreichen das kleine Städtchen Playa de Belen gegen Nachmittag, von wo aus es nur wenige Meter bis zum Nationalpark sind. Die Regenzeit hat uns scheinbar erreicht – es regnet in Strömen und die Strassen verwandeln sich schnell in Bäche. Nach ca. einer halben Stunde ist das ganze aber auch schon vorbei und wir beschliessen die kleine Wanderung durch den Nationalpark noch heute in Angriff zu nehmen. Gerade als wir loslaufen beginnt es wieder zu regnen, aber wir haben zum Glück Regenjacken montiert. Die Felsformationen erinnern uns stark an den Badlands NP in den USA. Der Regen ist nun nur noch ganz leicht und gleichzeitig scheint die Sonne. Das Licht macht den ganzen Ort irgendwie magisch und wir geniessen die kurze Wanderung sehr. Natürlich gibt es nun noch einen Regenbogen. Wir fühlen uns wie in einer Filmkulisse^^. Übrigens hatten wir den ganzen Park für uns alleine.

Nach einer erholsamen Nacht auf dem Parkplatz des Nationalparks fahren wir am nächsten Morgen auch schon weiter. Unser nächstes Ziel ist eine Offraod-Strecke, die über holprige Brücken und dunkle Tunnel führen soll. Die Beschreibung der Strecke auf der iOverlander App: if you like adventure and you have the right vehicle for it you owe it to yourself to take a trip down this ex-railway track. Ihr habts gelesen – wir müssen die Strecke fahren 😉

Wir schaffen es jedoch nicht mehr am gleichen Tag bis zum Start der Strecke und suchen daher irgendwo davor einen Schlafplatz. Wir finden einen Spot am Rio del Oro in mitten von Farmland. Einige Typen meinen wir können hier gerne übernachten aber sie beginnen hier ab 5.30 Uhr morgens Sand aus dem Fluss zu schaufeln. Wir beschliessen trotzdem hier unser Camp aufzuschlagen und dann halt am Morgen früh aufzubrechen. Mit dem Sonnenuntergang erwacht die Natur zum Leben. Unglaublich diese ganzen Geräusche von Grillen, Fröschen und sonstigen Insekten. Irgendein Tier macht besonders laute quickige Geräusche – keine Ahnung was das ist, aber wir hoffen es beruhigt sich in der Nacht wieder etwas… 

Trotz den ganzen Tiergeräuschen haben wir eine erholsame Nacht. Während Dario beim ersten Roller, der ankommt, schon hellwach ist, schläft Vanessa als wäre nichts. Die Arbeiter sind bereits am schaufeln und auch ein Truck ist schon angekommen. Erst als der Truck 1 Meter von unserem Auto entfernt seinen laut piepsenden Rückwärtsgang einlegt, wacht sie auf. Eine wahre Vanliferin halt… 😉 

Nach einem kurzen Frühstück ruft das Abenteuer! Wir sind gespannt was uns auf dieser Strecke erwartet und fahren los. Wir sind immer wieder erstaunt, wo die Leute wohnen. Hier sind wir nun wirklich am Arsch der Welt aber trotzdem stehen links und rechts der Strasse immer wieder Häuser. Was wir auch etwas schade finden, dass immer alles “abgehaagt” ist. Es scheint praktisch kein öffentliches Land zu geben. Jedes Stück gehört irgendjemandem. Die Strecke ist naturmässig definitiv sehr schön und als wir für eine kurze Kaffeepause anhalten, entdecken wir Affen in den Bäumen über uns. Nach einer Weile kommen auch die ersten schaurigen Tunnel. Eigentlich sind es normale Tunnels, nur dass halt der Boden (logischerweise wie der Rest der Strecke auch) nicht geteert ist und sich somit grosse Pfützen und Schlamm im Tunnel ansammeln. Zudem wohnen an der Decke dutzende Fledermäuse, die wir teilweise mit unseren Scheinwerfern aufwecken. Wir überqueren drei oder vier dieser etwas gefährlichen Brücken. Es sind einfach Holz- oder Eisenlatten, die über das Brückengerüst gelegt sind. Die einzelnen Latten bewegen sich beim rüberfahren und die Geräusche sind das, was das ganze etwas unheimlich erscheinen lässt. Zudem ist das ganze gerade mal etwas breiter als das Auto und links und rechts geht es einige Meter in die Tiefe zum Fluss. Die Brücken sind sicher nicht gefährlich aber geben einem schon einen kleinen Nervenkitzel. Zudem gutes Fotomaterial 😉

Gegen Ende der Strecke führt die Piste durch ein Tal nah am Fluss entlang. Von der Seite fliessen immer mal wieder kleinere Flüsse in den Rio del Oro. Wir finden daher auch noch einen coolen Badespot. Ausser den Affen sind uns zahlreiche Vögel und Schmetterlinge, eine Schildkröte sowie eine kleine Otterfamilie begegnet. Insgesamt hat die Strecke echt Spass gemacht, aber wir dachten die Piste wäre etwas abgelegener und ist selten befahren. Jedoch sind wir auf dem Weg immer wieder Local begegnet, die diese Strecke scheinbar täglich fahren. Zudem konnte man auf den ganzen etwa 40 Kilometer eigentlich nie von der Strasse wegfahren und es gab auch keinen coolen Campspot. Daher übernachten wir bei einem ‘Balneario’ kurz vor der Hauptstrasse. Übrigens: Preis für eine Nacht auf einem Camping liegt hier in Kolumbien etwa bei 5 Franken.

Wir sind nun kurz vor Bucaramanga, einer eher grösseren Stadt. Hier wollen wir noch in den Decathlon (den gibt es hier in Kolumbien wieder – Hurra!). Wir sind auf der Suche nach einem Tarp oder etwas ähnlichem, um einen Regenschutz für Rosie zu basteln. Unser Dachzelt ist ja nicht 100% wasserdicht und da hier in Kolumbien die Regenzeit schon angefangen hat, haben wir nun etwas Druck eine Lösung zu finden, wenn wir nicht immer mit geschlossenem Dach schlafen wollen.

Währendem wir durch die Stadt fahren, entdeckt Vanessa einen Landcruiser mit “Botaguas” (ein Wind-/ Regenabweiser für die Seitenfenster) vor einer Autogarage. Solche suchen wir schon seit Guatemala, aber haben leider nie für unser Auto passende gefunden. Daher halten wir an und fragen, ob sie diese verkaufen. Der Besitzer meint er kann sie in etwa 2 Stunden besorgen und wir entscheiden daher erst in den Decathlon zu fahren, einzukaufen und dann wieder zurück zu kommen. Zu vereinbarter Uhrzeit kommen wir zurück zu der Autogarage und natürlich sind die Botaguas noch nicht eingetroffen. Das war so klar!^^ Bei solchen Sachen merkt man, dass man nicht in der Schweiz ist…

Die Angestellten sind alle super nett und wie immer fasziniert von Rosie und wollen alles ansehen. Da wir unser Tarp noch nicht gefunden haben, lässt der Besitzer kurzerhand alles liegen und fährt Dario zu einem Laden, wo es sowas scheinbar geben soll. Vanessa wartet mit Rosie in der Garage und unterhält sich in der Zwischenzeit mit den restlichen Angestellten. Die scheinen alle keinen Stress zu haben und versammeln sich alle um das Auto und machen Fotos und Videos, währendem der eine Typ die Botaguas montiert. Wir verlassen die Autogarage etwa 2 Stunden später mit Botaguas (endlich!), einem wasserfesten Stoff und vielen Tipps für Kolumbien. Dies sind die schönen Begegnungen beim Reisen 🙂

Es ist schon fast Abend und obwohl wir normalerweise nicht nachts fahren (aus Sicherheitsgründen und auch weil wir ansonsten die schönen Landschaften verpassen), beschliessen wir noch bis zu unserem nächsten Ziel dem ‘Canyon von Chicamocha’ zu fahren. Es sind nur etwa 40 Kilometer von Bucaramanga bis zu unserem potentiellen Schlafplatz. Die Strasse ist aber seeehr kurvig und es geht steil bergauf. Es sind noch relativ viele Trucks unterwegs und daher kommen wir nicht all zu schnell voran. Wir finden einen grösseren Kiesplatz etwas abseits von der Strasse, der laut iOverlander eine tolle Aussicht auf den Canyon verspricht. Das coole wenn man am Abend ankommt, ist, dass man am nächsten Morgen überrascht wird, wo man eigentlich genau steht 🙂

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